Die Beschäftigung mit Schuchardts kreolischer Studie IX (Wien, 1890) und themenrelevanten Korrespondenzen entstand durch die Arbeit am Nachlass des Linguisten im Rahmen des FWF-Projekts "Netzwerk des Wissens". Die vorliegende Arbeit versteht sich zunächst als Einführung in die frühe (Sprach-) Geschichte der niederländischen Kolonie Batavia. Die demographischen Daten sind Zusatz und Bestätigung der in der KS IX vorgenommenen Analysen zugleich. Um die Rolle des Portugiesischen im wichtigsten Handelsstützpunkt der Vereenigde Oost-Indische Compagnie (VOC) in Asien zu verstehen, muss ein großer Schritt aus dem Mikrokosmos Batavia herausgemacht und nicht nur die koloniale, sondern auch die präkoloniale Geschichte des "Monsoon Asia" betrachtet werden. Interkulturelle Handelsräume benötigen eine Vermittlungssprache - eine lingua franca (Begriff ursprünglich von Schuchardt eingeführt). Durch Intermarriage, Missionierung, den Sklavenhandel und den portugiesischen Überseehandel verbreitete sich die Sprache der Lusitania bereits 100 Jahr vor der Gründung Batavias (1619) bis nach Japan. In den europäischen Kolonien und auch auf See fand ein vereinfachtes Portugiesisch als universales Kommunikationsmedium Verwendung. Malaio-Portugiesisch überlebte bis ins 20. Jh.. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Kontaktsprache wäre ohne die Bemühungen Schuchardts heute nahezu unmöglich. Die in 4.2.1. erstellte Bibliographie dient der Unterstützung einer wissenschaftlichen Lektüre der umfangreichen Studie. Die drei transkribierten und edierten Korrespondenzen stehen in direktem Zusammenhang mit der Entstehung der KS IX und verstehen sich als Teil der systematischen Aufarbeitung des Korrespondenznachlasses des Linguisten. Bei dieser Edition wurde unter anderem versucht kontextuelle Relationen zwischen verbriefter Information und vollendetem Werk, prozessuale Zusammenhänge zwischen Korrespondenz und Wissensproduktion in Fußnoten darzustellen.
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