In der stationären Kinder- und Jugendhilfe finden sich häufig sogenannte unbetreubare "Problemjugendliche". Die Biografien der KlientInnen gehen häufig mit defizitären Entwicklungs- und Erziehungsbedingungen und traumatischen Erlebnissen einher, woraus sich Verhaltensauffälligkeiten ergeben. Das Feld der Sozialpädagogik scheint hierbei spezielle Konzepte und Theorien zu benötigen, um den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen bestmöglich begegnen zu können. Die Traumapädagogik stellt Fachwissen zur Verfügung, welches die Kenntnisse der Sozialen Arbeit mit jenen der Psychotraumatologie verknüpft. Dieses erweiterte Repertoire soll die Fachkräfte in ihrer Handlungsfähigkeit unterstützen und eine gelingende Entwicklung der KlientInnen fördern. In der vorliegenden Arbeit wird anhand der traumapädagogischen Wohngemeinschaft "Lebensbaum" der Therapeutischen Gemeinschaft Steiermark untersucht, wie sich der traumapädagogische Zugang gestaltet. Dazu wurden leitfadengestützte ExpertInneninterviews durchgeführt und die Teamprotokolle analysiert. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Kinder und Jugendlichen meist ein Entwicklungstrauma erlebt haben, welches als die schwerwiegendste Form eines Traumas gilt. Hierbei sind vor allem Gewalt sowie emotionale und physische Vernachlässigung zu nennen. Die daraus resultierenden Folgestörungen, äußern sich unter anderem in Form von dysfunktionalen Verhaltensmustern, defizitärem Bindungsverhalten und/oder Störungen der Impulskontrolle. Den besonderen Bedürfnissen der KlientInnen wird mit Hilfe des traumapädagogischen Grundverständnisses begegnet und es lassen sich erste positive Entwicklungen erkennen. Ebenso werden die enormen Belastungen der BetreuerInnen sowie Momente der Überforderung und Handlungsohnmacht im Arbeitsalltag deutlich. Es wird ein ganzheitlicher und kritischer Blick auf die Thematik geworfen sowie danach gefragt unter welchen Bedingungen man den hohen An- und Herausforderungen langfristig standhalten kann.
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