Die Geheimnisse des Orients waren für die Europäer/innen schon immer ein Mysterium. Im Laufe der Jahre wurden immer mehr Fantasien und Mythen entwickelt, die in zahlreichen Bildern, Büchern und Geschichten ihren Ausdruck fanden. Viele Europäer/innen reisten schließlich in die Fremde, um dort die erhofften Schönheiten und Mysterien mit eigenen Augen zu sehen. Jedoch wurde nichts im Bezug auf den Orient so viel diskutiert wie die Frauen und der Harem. Er war ein Auslöser für männliche erotische Fantasien. Die westliche Gesellschaft verband damit die männliche Dominanz über die Frauen und sah ihn als Ort sexueller Freizügigkeit. Außerdem interessierte man sich für diese Form des Zusammenlebens an sich. Um ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit ihrer Familie und anderen Menschen aus ihrer Kultur zu teilen, dokumentierten viele der Reisenden ihre Eindrücke in Form eines Reiseberichts. Eine davon war Ida Hahn-Hahn. Sie schrieb Briefe an ihre Verwandten und Bekannten, sammelte und veröffentlichte sie schließlich 1844 unter dem Titel "Orientalische Briefe". Ida Hahn-Hahn interessierte sich für die fremde Kultur und die Menschen. Sie schrieb viel über die Frauen und von den Beobachtungen, die sie im Bezug auf deren Aussehen und das alltägliche Leben machte. Sie reiste mit gewissen Erwartungen und Vorstellungen in den Orient und entwarf anhand ihrer eigenen Maßstäben und Wertvorstellungen ein ganz persönliches Bild der osmanischen Frau. Die Meinung, die Ida Hahn-Hahn von sich selber hatte, prägte ihre Ansichten über die Orientalin. Sie sah sich als starke, unabhängige und freie Frau und verurteilte die Untätigkeit, Faulheit und Unfreiheit, die sie dort vorfand. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum Bildung und Freiheit den Haremsdamen nichts bedeutete und entwarf schlussendlich ein durchwegs negatives Bild der osmanischen Frau.
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