Um zu klären, ob Geschlechtsunterschiede in der neuralen Effizienz auf das Phänomen des Stereotype Threat zurück zu führen sind, untersucht die Studie dessen Einfluss auf Leistungs- als auch auf neurophysiologischer Ebene. Stereotype Threat bezeichnet die Angst ein negatives Stereotyp über eine soziale Gruppe, der man angehört, durch sein Verhalten zu bestätigen (Steele & Aronson, 1995). Infolge dessen nimmt die Leistung ab. Studien legen nahe, dass Stereotype Threat das Arbeitsgedächtnis herabsetzt (Johns, Inzlicht & Schmader, 2008). Reappraisal ? die Neubewertung einer Situation ? soll diesen negativen Effekt aufheben. Daher untersucht diese Studie den Einfluss von Stereotype Threat auf das Arbeitsgedächtnis unter Berücksichtigung von Reappraisal. In dieser EEG-Untersuchung wurden 60 Frauen im Alter zwischen 20 und 54 Jahren getestet. Sie arbeiteten entweder unter einer Stereotype Threat-, Reappraisal- oder Kontrollbedingung an Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnisaufgaben. Die spezifische Intervention erfolgte nach einem ersten Durchgang. Die Ergebnisse zeigen, dass Stereotype Threat nicht unbedingt zu einer Leistungsminderung, sondern bei einfachen Aufgaben auch zu einer Steigerung führen kann. Allgemein wurde im zweiten Durchgang eine Abnahme der Alpha-Desynchronisation gefunden was auf eine Zunahme der neuralen Effizienz aufgrund eines Übungseffektes hindeutet. Nur Probanden der Stereotype Threat Bedingungen zeigen eine Alpha-Synchronisation in der Kurzzeitgedächtnisaufgabe. Da eine Synchronisation im oberen Alphaband als Inhibition aufgabenirrelevanter Reize interpretiert wird (Klimesch, 2012), weisen die Ergebnisse auf eine erhöhte Aufgabenfokussierung hin. Da keine Änderungen in Reappraisal Bedingung beobachtet wurden, unterstützt dies die Idee dass Reappraisal den negativen Effekt von Stereotype Threat entgegenwirkt. Die gefundenen Ergebnisse können jedoch nicht klären ob Stereotype Threat die Geschlechtsunterschiede in der neuralen Effizienz verursacht.
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