In weiten Teilen der Gesellschaft ist die Tatsache, dass Studierende der Translationswissenschaft nicht ?nur? eine Sprache lernen, sondern sich auch mit theoretischen Ansätzen befassen, unbekannt. Das Bild vom Übersetzen als Wortübertragung ist weitverbreitet. Der Schwerpunkt der vorliegenden Masterarbeit liegt auf den Vorstellungen, die die Studierenden der Translationswissenschaft selbst von ihrer Tätigkeit haben. Nehmen sie das Übersetzen als komplexe Tätigkeit wahr? Beeinflusst das Studium die Wahrnehmung und besteht ein Zusammenhang zwischen eigener Vorstellung und dem konkreten Verhalten beim Übersetzen? Um diese zentralen Forschungsfragen zu beantworten, werden fünf Studierende des Bachelorstudiums Transkulturelle Kommunikation mit fünf Studierenden des Masterstudiums Übersetzen verglichen. Sie werden zu ihrer eigenen Theorie bezüglich des Übersetzens und zu den Bildern, die im Studium vermittelt werden, befragt, und eine Prozessbeobachtung mit Hilfe der Think-Aloud-Methode wird durchgeführt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Studi-um einen Einfluss auf die impliziten Theorien der Studierenden nimmt, wobei dies auf die theoretische und praktische Ausbildung zurückzuführen ist und zu einer funktionalistischen Vorstellung vom Übersetzen führt. Die Vorstellungen der AnfängerInnen können nicht einheitlich und eindeutig den linguistischen Ansätzen zugeordnet werden, da sie teilweise bereits durch Inhalte translationswissenschaftlicher Vorlesungen geprägt sind. Ihr Verhalten ist aber durch Charakteristika der frühen Ansätze geprägt und stimmt daher nur zum Teil mit den Vorstellungen überein. Die Theorien der Fortgeschrittenen, die eindeutig funktionalistisch geprägt sind und das Übersetzen als von zahlreichen Einflussfaktoren geprägte Tätigkeit ins Zentrum stellen, sind sehr einheitlich und haben sich durch das Studium entwickelt. Ihr Verhalten ist demgegenüber uneinheitlich und entspricht nur bei einigen Probandinnen den funktionalen Ansätzen.
|