Die vorliegende Arbeit behandelt das junge Gebiet der Interlingualen Pragmatik (ILP) im Fremdsprachenerwerb und in der Identitätsbildung. Grob umrissen beruht die ILP auf einer minutiösen Sprechaktanalyse teils kontrastiven Charakters, die Sprechaktdifferenzen soziopragmatischer und pragmalinguistischer Natur zwischen Muttersprachler und Sprachlerner ermittelt. Eine solche Analyse ist wichtig, um gezielte pragmatische Lehrmethoden zu entwickeln, die für das gesteuerte Heranreifen einer idiomatischen Ausdrucksweise unerlässlich sind. Auf diesem Grundgedanken aufbauend erläutert die Arbeit zunächst grundlegende pragmatische Konzepte und Theorien (Sprechakttheorie, Höflichkeitstheorie, Kommunikative & Pragmatische Kompetenz?), die den Bereich der ILP in besonderem Ausmaß prägen. Anschließend wird eine teils gegenüberstellende Entwicklung des Muttersprachen- und Fremdsprachenerwerbs mit pragmatischem Fokus nachgezeichnet, in der die diskutierte Relevanz Lennebergs Kritischer-Perioden-Hypothese und Chomskys Konzepts der Universalgrammatik und des LAD eine besondere Rolle einnimmt. Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass Grammatik und Pragmatik eine zwingende Verbindung eingehen und diverse grammatische Modelle der Sprachentwicklung einen pragmatischen Zusammenhang aufweisen müssen. Da es Theorien zur pragmatischen Entwicklung derzeit noch an Konkretheit mangelt, sollen pragmatische Implikationen dieser grammatischen Paradigmen Abhilfe schaffen. Letztlich werden konkrete Sprechaktbeispiele in verschiedenen Kulturen mit Blick auf pragmatische Unterschiede diskutiert und soziopragmatische Einflüsse der Muttersprache ermittelt, die den pragmalinguistischen Aspekt mündlich realisierter Sprechakte in der Fremdsprache prägen. Um gegen Einflüsse negativen Charakters (negativer pragmatischer Transfer, Übergeneralisierung) vorzugehen, werden außerdem nützliche pragmatische Lehrkonzepte (Sensibilisierungsaufgaben, Konversationsbeispiele) für den Unterricht vorgestellt.
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