In vorliegendem Experiment wurde die emotionsspezifische Gesichtsasymmetrie untersucht.Zu diesem Zweck wurden 40 Versuchspersonen 64 Rembrandt-Portraits zur Beurteilungdargeboten und die Blickbewegungen während der Betrachtung aufgezeichnet. Obwohl dierechte Gesichtsseite als attraktiver gilt (Zaidel & Fitzgerald, 1994), wurde in derPortraitmalerei die linke Gesichtsseite bevorzugt dargestellt. Es zeigte sich in vorliegenderUntersuchung, dass linksseitige Portraits gefühlvoller auf die Versuchspersonen wirkten alsrechtsseitige. Um zu entscheiden, ob die unterschiedliche Beurteilung der beidenGesichtsseiten auf das Modell oder den/die BetrachterIn zurückzuführen ist, wurden diePortraits auch gespiegelt vorgegeben, wobei sich jedoch kein Spiegelungseffekt zeigte.Unterschiede zeigten sich auch in den Blickbewegungen, welche sowohl einenGeschlechtseffekt des Modells als auch einen Effekt der Gesichtsseite des Modells erkennenließen. Portraits, welche überwiegend die rechte Gesichtsseite darstellten, zeigten insgesamtmehr Fixationen und eine längere Betrachtungsdauer als jene Portraits, welche überwiegenddie linke Gesichtsseite abbildeten. Das unterschiedliche Blickverhalten wird dadurch erklärt,dass negative Reize mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Ergebnisse werden im Sinneder Rechte-Hemisphäre-Hypothese interpretiert, welche besagt, dass Emotionen rechtsseitigverarbeitet werden und die linke Gesichtsseite dadurch emotional expressiver ist als dierechte.
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