Die vorliegende Arbeit untersucht die Ursachen und Folgen von Leistungs- und Kapitalbilanzungleichgewichten innerhalb der Europäischen Währungsunion (EWU). Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Zusammenhang zwischen dem Aufbau von Leistungsbilanzungleichgewichten in den Jahren vor der Krise und dem Entstehen von Kapitalbilanzungleichgewichten, die infolge des Zusammenbruchs des europäischen Interbankenmarktes entstanden. Zudem sollen die Herausforderungen und Risiken, denen sich die EZB und die Regierungen der EWU-Mitglieder zur Bewältigung der Abwärtsspirale aus Banken- und Staatsschuldenkrise stellen, näher gebracht werden. Im Wesentlichen werden drei Aspekte behandelt. Erstens wird eine Untersuchung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung des Eurogebiets vorgenommen, bei der zwischen Ländern mit einem Leistungsbilanzdefizit und einem Leistungsbilanzüberschuss unterschieden wird. Dabei wird die Entwicklung in Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien (GIIPS), die als größte Defizitländer gelten, mit jener des größten Überschusslandes, Deutschland, verglichen. Dieser Vergleich gibt Aufschluss über die Dynamik der zunehmenden realwirtschaftlichen und finanziellen Ungleichgewichte, die bis 2008 auftraten. Zweitens wird erörtert, warum es mit der Interbankenkrise und den ergriffenen Maßnahmen der EZB zu einer Abweichung des Kapitalbilanzsaldos vom Leistungsbilanzsaldo sowohl in den Defizit- als auch in den Überschussländern kam und welche Konsequenzen sich daraus für die Stabilität des Währungssystems ergeben könnten. Drittens wird die europaweite Agenda zur Wiederherstellung makroökonomischer Gleichgewichte sowohl in der Leistungs- als auch in der Kapitalbilanz vorgestellt und erläutert, warum strukturelle Anpassungen in den Volkswirtschaften mit zuvor großen makroökonomischen Ungleichgewichten für die Stabilität des Eurosystems ebenso wichtig sind wie Maßnahmen zur Erhöhung der fiskalpolitischen Integrität.
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