Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der russischen Orthographie im Allgemeinen und der Typologie der gegenwärtigen Abweichungen von der orthographischen Norm im Speziellen. Die zentralen Fragen, die in der Arbeit behandelt werden, lauten: Welche Arten von Rechtschreibfehlern werden von Russischsprechenden gemacht? Wieso kommt es zu diesen Fehlern? Sind die Fehler sprachwissenschaftlich nachvollziehbar?Die Orthographie ist eng mit den sprachwissenschaftlichen Teilbereichen Phonologie und Graphemik sowie deren Forschungsobjekten Phonemen und Graphemen verbunden. Ein Sprachsystem setzt sich aus der mündlichen und der schriftlichen Sprache zusammen, wobei zur Übertragung vom Mündlichen ins Schriftliche ein Code ? die Schrift ? herangezogen wird. Die Schrift kann unterschiedlich gestaltet sein. Die russische Schrift gilt als Alphabetschrift, geht auf die slawische Schrift zurück und wurde im Laufe der Geschichte im Zuge von Reformen überarbeitet. Heute besteht sie aus 33 Buchstaben. Die geltenden Rechtschreibregeln wurden im Jahre 1956 gesetzlich verankert und beruhen auf unterschiedlichen orthographischen Prinzipien. Für die Analyse von gängigen Orthographiefehlern wurden Online-Postings zu Artikeln aus den russischen Zeitungen "Argumenty i fakty", "Izvestija", "Komsomol?skaja pravda" und "Vedomosti" auf Abweichungen von der Norm hin untersucht. Insgesamt wurden 867 Abweichungen ermittelt, welche folgenden Kategorien zugeteilt werden konnten: Vokalfehler, Konsonantenfehler, Hilfszeichenfehler, Fehler betreffend Getrennt- und Zusammenschreibung, Fehler betreffend Groß- und Kleinschreibung, Tippfehler und andere Abweichungen (grammatikalische, lexikalische, bewusste sowie die Fremdwortschreibung betreffende Abweichungen). Die Analyse der Abweichungen lässt schließlich auf eine Tendenz zur phonetischen Schreibweise schließen.
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