Die vorliegende Studie ging der Frage nach, in wie weit sich Individuen mit Zahnbehandlungsphobie in späten Komponenten ereigniskorrelierter Potentiale (ERPs) von gesunden KontrollprobandInnen unterscheiden. Ein weiteres Augenmerk lag auf der subjektiven Einschätzung verschiedener Emotionen in Bezug auf emotionales Bildmaterial, sowie auf möglichen Zusammenhängen zwischen der Furcht vor Blut und Spritzen und der habituellen Ekelempfindlichkeit mit dem Ausprägungsgrad der Zahnbehandlungsphobie. Es wurden 34 Frauen im Alter zwischen 19 und 44 Jahren rekrutiert und eindeutig der Phobiegruppe bzw. Kontrollgruppe zugeteilt. Während der Darbietung von neutralen, Ekel- und Angstbildern sowie phobischem Bildmaterial wurde ein EEG aufgezeichnet. Die statistischen Analysen der ereigniskorrelierten Potentiale in den Zeitfenstern zwischen 350 und 500 ms (P300) und zwischen 550 und 770 ms (LPP) ergaben, dass Phobikerinnen mit einer größeren P300-Amplitude auf Zahnbilder reagieren als Kontrollprobandinnen und dass die P300- und LPP-Amplituden bei Phobikerinnen bei Betrachtung der Zahnbilder bedeutsam größer sind als bei neutralem Bildmaterial. Auch bei Kontrollprobandinnen sind die P300- und LPP-Amplituden bei emotionalen Bildern größer als bei neutralen Stimuli. Die Analyse der empfundenen Emotionen zeigte, dass Phobikerinnen die Zahnbilder unangenehmer und erregender empfinden als Kontrollen. Außerdem ist bei ihnen phobisches Bildmaterial mit mehr Angst, Ekel, Ärger, Trauer und Überraschung verbunden als bei Kontrollen. Phobikerinnen haben auch mehr Angst vor Blut und Spritzen und ihre Ekelempfindlichkeit ist in Teilbereichen stärker ausgeprägt als bei Kontrollprobandinnen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die P300- und LPP-Komponente auch bei Zahnbehandlungsphobikerinnen Indikatoren einer selektiven Verarbeitung motivational bedeutsamer Reize darstellen und im Kontext der Theorie der ?Motivated Attention? (Lang, Bradley & Cuthbert, 1997) interpretiert werden können.
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