Mit dem Anteil der älteren Bevölkerung in Österreich steigt auch der Anteil an Menschen, die an Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität) sowie chronischen Beschwerden leiden und daher dauerhaft mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen. Besonders ältere und hochbetagte Personen sind dem Risiko, von Polypharmazie betroffen zu sein, besonders ausgesetzt inklusive der möglichen Wechsel- und Nebenwirkungen und der damit verbundenen Einschränkungen bei der Selbstständigkeit. Aus diesem Grund befasste sich die Pilotstudie mit der Frage, ob die Anzahl der täglich verordneten Medikamente eine Auswirkung auf die Handkraft bei über 75-Jährigen Frauen und Männern zeigt. Zusätzlich sollte geklärt werden, ob eine verringerte Handkraft mehr Unselbstständigkeit im häuslichen Umfeld bedeutet. Methodik: Für die Erfassung der Selbstständigkeit wurden die Aktivitäten des täglichen Lebens (ADLs) nach dem Barthel Index (Mahoney & Barthel, 1965) sowie die instrumentalen Aktivitäten des täglichen Lebens (iADL) nach der Skala von Lawton und Brody (1969) bewertet. Die isometrische Muskelkraft wurde mittels Jamar Dynamometer bestimmt und diente in diesem Kontext als Referenzwert im Hinblick auf eine Risikoeinschätzung für den Verlust von Selbstständigkeit. Die Medikamentenanalyse erfolgte mittels Durchsicht der Fieberkurve. Die Studie fand im Rahmen eines ambulanten Tageszentrums statt und umfasste 64 Personen 50 Frauen und 14 Männer über 75 Jahre.Ergebnisse: Es fand sich keine signifikante Korrelation zwischen der Anzahl der täglich verordneten Medikamente und der durchschnittlichen Handkraft in der Stichprobe (rp=0,121; p=0,342). Es zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen der Handkraft der linken oberen Extremität und der Medikamenteneinnahmefrequenz mittags (rp=0,288; p=,021) und abends (rp=0,342; p=,006). Ebenfalls konnte eine hoch signifikante Korrelation zwischen einer verminderten Handkraft und einer vermehrten Hilfsbedürftigkeit in der Studie bestätigt werden (rp=0,371; p=,003). Diskussion: Nicht die Anzahl der Medikamente, sondern die Einnahmefrequenz zeigte sich positiv in der Stichprobe vor allem chronisch erkrankter Personen durch stärkere Handkraftwerte. Ebenso zeigten Personen mit stärkerer Handkraft mehr Selbstständigkeit im häuslichen Kontext. Aufgrund der kleinen Stichprobe wären im Besonderen weiterführende Untersuchungen an einer größeren Gruppe erforderlich, um die gewonnenen Erkenntnisse festigen und erweitern zu können.
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