DeutschDiese Untersuchung schafft den Rahmen für eine offene, sich an den persönlichen Erfahrungen von Frauen stützende Diskussion über den weiblichen Körper in der russisch-orthodoxen Kirche. Ihr Ziel besteht darin, die Körperwahrnehmungen der russisch-orthodoxen Migrantinnen im kirchlichen Kontext vor und nach der Emigration nach Österreich zu vergleichen. Drei Frauen aus Russland nehmen als Expertinnen an der Studie teil.Die Untersuchung baut auf den Prinzipien der qualitativen Sozialforschung auf. Die Forscherin experimentiert mit drei Methoden, die in einer kreativen Werkstatt verbunden werden: Skulpturieren mit Egli-Figuren, Schreiben und Erzählen. Da die Reflexion bei dieser Methodik nicht im Vordergrund steht, können die teilnehmenden Frauen näher an ihre sinnlichen und emotionalen Erlebnisse gelangen. Beim Vergleich der drei Fälle werden einerseits ähnliche oder gleiche Begriffe, Vorstellungen und Muster deutlich, die in der Kirche eingelernt werden. Diese werden aber von einzelnen Personen unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert und in die Selbstbilder integriert. Die Zurückhaltung wird in der russisch-orthodoxen Kirche als eine geeignete Umgangsform mit dem Körper angesichts seiner Unvollkommenheit betrachtet. Von den Frauen wird verlangt, dass sie in ihrem Aussehen und Verhalten der Inbegriff der körperlichen Zurückhaltung sind. Die Individualität der Frauen wird unterdrückt und ihre Erfahrungen werden nicht berücksichtigt, aber sie passen sich dem kirchlichen Frauenbild trotzdem an, um die Befreiung in der liturgischen Praxis zu erleben und nach den sinngebenden Inhalten weiter suchen zu können. Die Emigration weitet den kirchlichen Rahmen für die Frauen aus und macht eine Auseinandersetzung mit der religiösen Tradition möglich. Frauen geht es dabei darum, ihre heimische Tradition in den neuen kulturellen Kontext zu integrieren. Wie sie mit ihrem Körper umgehen, hängt mit dem Gelingen oder Misslingen der Integration zusammen.
|